Was dich beim Lesen dieses Artikels erwartet
Das Mathematik-Studium ist für viele Studierende eine große Herausforderung. Das belegen auch die Zahlen. 8 von 10 Studierenden brechen ihr Studium vorzeitig ab (Quelle: Spiegel). Die meisten Studierenden im Bereich Mathematik scheitern im Laufe der ersten 2 Semester. Diese 2 Semester stellen einen wesentlichen Meilenstein für dein Mathematik-Studium dar. Deshalb möchte ich diese mit meinem Artikel etwas näher beleuchten und dir für diese Zeit wichtige Tipps mit an die Hand geben.
Lass uns gemeinsam einen Blick darauf werfen, was dich in den ersten zwei Semestern des Mathematik-Studiums erwartet und wie du dich bestmöglich darauf vorbereiten und hierfür motivieren kannst. Gerade während dieser wichtigen Zeit solltest du nicht den Anschluss verlieren. Hast du diese beiden Semester erst einmal erfolgreich absolviert, dann hast du den ersten Meilenstein erfolgreich hinter dich gebracht.
Die ersten 2 Semester des Mathe-Studiums: So ist der Ablauf
Denkst du darüber nach, ein Mathematik-Studium zu beginnen, oder befindest du dich vielleicht schon am Anfang deines Mathematik-Studiums? Dann hast du vielleicht schon gemerkt, dass das Studium anders ist als der Mathematik-Unterricht in der Schule.
Gleich zu Beginn der ersten Vorlesungen wirst du feststellen: Das Tempo ist schneller, der Stoff ist anspruchsvoller und die Erwartungen sind höher. Zudem werden Inhalte abstrakter formuliert und es wird mehr Wert auf das Beweisen von Theoremen und Sätzen gelegt. Diese andere Abstraktionsebene fällt vielen Studierenden schwer und in der Regel wird in der Schule wenig Wert auf Beweise gelegt. Das kann am Anfang eine große Herausforderung sein und es ist völlig normal, wenn du dich unsicher oder überfordert fühlst.
Besonders in den ersten beiden Semestern sind die meisten Mathematik-Studenten damit beschäftigt, sich an das Hochschulleben und den Lehrstoff zu gewöhnen. Deshalb verbringen sie häufig auch viel Zeit mit Lernen und der Vorbereitung auf die Prüfungen. Die geprüften Oberthemen in dieser Zeit sind Analysis und Lineare Algebra. Die Schwerpunktlegung hängt hier von deiner Hochschule und speziell den Lehrenden an deiner Uni ab.
Insgesamt ist der Alltag als Mathematik-Student in dieser Zeit sehr anspruchsvoll und erfordert darüber hinaus viel Einsatz und Engagement. Aufgrund der hohen Anforderungen wirst du einen vollen Zeitplan haben und kontinuierlich lernen müssen.
Wenn du dich gut organisierst, wird es allerdings auch Zeiträume für Freizeitaktivitäten und das Knüpfen von Freundschaften mit anderen Studierenden geben. Dies ist ungemein wichtig, damit du den nötigen Rückhalt im Studium hast.
Trotz des hohen Anspruchs solltest du dich also nicht sorgen, denn du bist nicht alleine! Auch andere Studierende haben mit den gleichen Hürden zu kämpfen wie du und es gibt Möglichkeiten, wie du dich bestmöglich darauf vorbereiten und diese Hürden meistern kannst.
Der wichtigste Meilenstein des Mathematik-Studiums: Meine 7 Tipps
1. Ein neues Denkverhalten: Trau dich zu fragen
Eine wichtige Einstellung, die du im Mathematik-Studium entwickeln solltest, ist Bereitschaft nachzufragen. Im Schul-Unterricht mag es vielleicht so gewesen sein, dass du nicht nachgefragt hast, weil du nicht als schwach oder dumm dastehen wolltest. Doch im Studium ist es wichtig, dass du dich traust, Fragen zu stellen, wenn etwas unklar ist. Denn nur so kannst du sicherstellen, dass du den Stoff wirklich verstehst und später keine Schwierigkeiten bekommst.
Es ist völlig normal, dass man nicht alles auf Anhieb versteht und es ist auch in Ordnung, wenn du mehr Zeit brauchst, um den Stoff zu verarbeiten. Nimm dir die Zeit, die du brauchst und frage stets nach, wenn etwas unklar ist. Nicht nur Lehrende sind für mögliche Fragen eine Anlaufstelle, sondern auch deine Kommilitonen.
Du kannst dir sicher sein, dass auch deine Kommilitonen nicht immer alles auf Anhieb verstehen, aber in Gruppen an einem Problem zu arbeiten ist zumeist sehr viel hilfreicher, als wenn du stets versucht alles auf eigene Faust zu bewältigen. Du wirst sehen: Je mehr du fragst, desto besser wirst du im Mathematik-Studium vorankommen.
2. Vergleiche dich nicht mit anderen
Der Austausch mit anderen ist zwar förderlich, der Vergleich mit anderen kann jedoch für Frust sorgen. Es ist gerade zu Beginn der ersten beiden Semester schwierig dich mit anderen auf eine Ebene zu stellen, da diese zum Teil ganz andere Voraussetzungen mitbringen könnten als du. Das hängt damit zusammen welche Schule man zuvor besucht hat, welche Schwerpunktlegung man in der Oberstufe hatte und inwiefern man zusätzlich in dem Bereich Mathematik gefördert wurde. Lass dich davon auf keinen Fall verunsichern und sei geduldig mit dir selbst.
3. Motivation von außen: Hol dir Unterstützung
Eine weitere Möglichkeit, um dich im Mathematik-Studium zu motivieren, ist es, dir Unterstützung von außen zu holen. Das kann zum Beispiel ein Tutor sein, der dir bei schwierigen Aufgaben hilft, oder es können Freunde oder Kommilitonen sein, mit denen du dich zum Lernen triffst.
Das richtige Verhältnis von Gruppen- und Einzelarbeit ist hier entscheidend. Du wirst auch Phasen für Einzelarbeit einplanen müssen, um den Lernstoff entsprechend zu verinnerlichen. Es ist wichtig, dass du nicht versuchst, alles alleine zu schaffen, sondern dir Hilfe holst, wenn du sie brauchst. Auf diese Weise kannst du dich sehr viel besser motivieren.
4. Ein klares Ziel vor Augen: Warum studierst du Mathematik?
Eine weitere Möglichkeit, um dich im Mathematik-Studium zu motivieren, ist es, dir immer wieder vor Augen zu führen, warum du Mathematik studierst. Hast du eine konkrete Vorstellung davon, was du damit erreichen willst oder bist du vielleicht an einem bestimmten mathematischen Fachgebiet interessiert?
Es kann sehr hilfreich sein, sich ein klares Ziel vor Augen zu halten und sich immer wieder zu fragen, wie das Mathematik-Studium dich dorthin bringen wird. So hast du einen konkreten Grund, warum du dir die Mühe machst und du kannst dich besser motivieren, auch wenn es manchmal schwer erscheint.
Sei allerdings nicht beunruhigt, wenn das große übergeordnete Ziel für dich vielleicht noch nicht gleich zu Beginn deines Studiums klar ist. Manchmal ergibt sich dieses auch erst im Laufe der Zeit. Höre hier also auf dich selbst und lege dein Augenmerk darauf was dich besonders begeistert.
5. Alte Klausuren und Übungsblätter: Eine wichtige Unterstützung beim Lernen
Neben dem Lernen aus Büchern gibt es weitere Möglichkeiten, um dich auf die Prüfungen im Mathematik-Studium vorzubereiten. Eine davon ist das Lernen mit alten Klausuren und Übungsblättern.
Es gibt verschiedene Gründe, warum das Lernen mit alten Klausuren und Übungsblättern hilfreich sein kann: Zum einen gibt es die Möglichkeit, das Gelernte zu vertiefen und zu überprüfen. Indem du dich mit vergangenen Aufgaben auseinandersetzt, kannst du feststellen, ob du den Stoff verstanden hast und an welchen Stellen du noch Schwächen aufweist. Zum anderen kannst du dir so einen Eindruck verschaffen, welche Art von Aufgaben du in der Prüfung erwarten kannst.
Wo du alte Klausuren und Übungsblätter bekommst, hängt von deiner Hochschule ab. Meist gibt es die Möglichkeit, sich an der Mathematik-Fachschaft oder direkt bei den Dozenten zu informieren. Oft werden auch alte Klausuren und Übungsblätter online zur Verfügung gestellt, zum Beispiel auf der Webseite der Hochschule.
Es ist wichtig, dass du dich beim Lernen mit alten Klausuren und Übungsblättern nicht alleine auf diese Quelle verlässt, sondern auch die Vorlesungen und Übungen nutzt und dich gegebenenfalls an die Lehrenden wendest, wenn du Hilfe brauchst. Auch das Lernen mit Büchern kann ein sinnvolle Ergänzung sein.
6. Bücher fürs Mathe-Studium: Eine wertvolle Unterstützung
Neben den Vorlesungen, Übungen und alten Klausuren hast du auch die Möglichkeit verschiedene Lehrbücher heranzuziehen. Dabei hast du verschiedene Möglichkeiten: Zum einen gibt es Lehrbücher, die den Stoff der Vorlesungen in verständlicher Form wiedergeben und zusätzliche Erklärungen und Beispiele bieten. Zum anderen gibt es Übungsbücher, mit denen du die Gelegenheit hast, das Gelernte zu wiederholen und zu vertiefen.
Welches Buch für dich das Richtige ist, hängt von deinen Lernbedürfnissen und Vorlieben ab. Ich selbst verfolge den Ansatz, dass es nicht „das eine Lehrbuch“ gibt, sondern man vielmehr verschiedene Quellen zu Rate ziehen sollte. Hier sind ein paar Empfehlungen für Bücher zum Lernen von Linearer Algebra und Analysis:
Lineare Algebra:
„Lineare Algebra“ von Gilbert Strang: Ein klassisches Lehrbuch, das den Stoff der Linearen Algebra verständlich erklärt und zusätzlich viele Beispiele enthält.
„Prüfungstraining Lineare Algebra“ von Marcel Liechti und Thomas C. T. Michaels: Ein Übungsbuch, das eine Fülle an Übungsaufgaben zur Linearen Algebra bietet und für die Vorbereitung auf die Prüfung ausgelegt ist. Für alle Lineare Algebra Aufgaben sind ausführliche Lösungen enthalten.
„Lineare Algebra: Ein Lehrbuch über die Theorie mit Blick auf die Praxis“ von Jörg Liesen und Volker Mehrmann: Ein Ein Lehrbuch über die die Theorie der Linearen Algebra mit einem Ausblick auf ihre modernen Anwendungsmöglichkeiten.
Analysis:
„Einführung in die Analysis“ von Herbert Amann und Joachim Escher: Ein Lehrbuch, das die Grundlagen der Analysis verständlich erklärt und zusätzlich viele Beispiele enthält.
„Tutorium Analysis 1 und lineare Algebra 1“ von Florian Modler und Martin Kreh: Ein Lehrbuch, das eine gute Einführung in diese beiden Themen bietet und insbesondere das Thema Analysis sehr gut aus Studierenden-Perspektive aufgreift.
„Analysis 1“ von Ehrhard Behrends: Dies ist ein Lehrbuch für den sanften Übergang von der Schule zur Uni und wurde von Studenten mitentwickelt.
Es ist wichtig, dass du dich beim Lernen mit Büchern nicht alleine auf ein Buch verlässt, sondern auch die Vorlesungen und Übungen nutzt und dich gegebenenfalls an deine Lehrenden wendest, wenn du Hilfe brauchst. Bücher sollten als eine Art Ergänzung gesehen werden.
7. Erstelle dir einen Lernplan
Ein Lernplan für das Mathematik-Studium ist von großer Wichtigkeit, da du hiermit den Lernstoff besser strukturieren und realistische Ziele definieren kannst. Nachfolgende Schritte solltest du berücksichtigen:
- Die zu lernenden Inhalte: Es ist wichtig, dass der Lernplan klar definiert, welche Themen in welcher Reihenfolge gelernt werden sollen. Dies kann beispielsweise anhand von Lehrbüchern, Skripten oder Vorlesungsfolien festgelegt werden.
- Die verfügbare Zeit: Der Lernplan sollte realistisch sein und die verfügbare Zeit berücksichtigen. Es ist besser, kleinere Lernabschnitte mit regelmäßigen Pausen zu planen, anstatt sich eine große Menge an Material auf einmal vornehmen zu wollen.
- Verbindliche Termine: Indem man verbindliche Termine festlegt, vermeidet man, dass man sich mit dem Lernstoff verkalkuliert und es zu Überforderung kommt.
- Regelmäßige Pausen und Erholungsphasen: Es ist wichtig, regelmäßig Pausen und Erholungsphasen einzuplanen, um die Leistungsfähigkeit aufrechtzuerhalten und einem Burn-Out vorzubeugen.
- Übungen und Aufgaben: Um das Gelernte zu vertiefen und zu festigen, ist es wichtig, regelmäßig Übungen und Aufgaben zu bearbeiten. Diese können aus den Vorlesungen, Skripten, Lehrbüchern oder auch aus vertrauenswürdigen Online-Quellen stammen.
- Flexibilität: Es ist wichtig, dass der Lernplan flexibel bleibt und angepasst werden kann, falls sich die Umstände ändern oder der Lernende feststellt, dass eine andere Herangehensweise besser geeignet ist.
Insgesamt kann ein gut durchdachter Lernplan dazu beitragen, dass das Lernen effektiver und weniger frustrierend wird und du einen Überblick über deinen Lernfortschritt behältst.
Fazit: Mit Hürden und Herausforderungen ist immer zu rechnen
Das Mathematik-Studium stellt viele Studierende vor Hürden und Herausforderungen. Doch es lohnt sich, durchzuhalten und sich nicht von diesen Hürden entmutigen zu lassen. Mit ein paar Tricks und einer positiven Einstellung kannst du es schaffen, die ersten beiden Semester erfolgreich zu meistern und den ersten Meilenstein für dein Mathematik-Studium zu setzen.
Trau dich, Fragen zu stellen und hol dir Unterstützung von außen. Halte dich immer wieder vor Augen, warum du Mathematik studierst und vergiss nicht: Du bist nicht alleine mit deinen Sorgen und Herausforderungen. Gemeinsam könnt ihr das Mathematik-Studium schaffen und es wird sich am Ende auf jeden Fall lohnen.
Sollten dennoch alle Stränge reißen und du entscheidest dich dafür dein Studium abzubrechen, so ist auch diese Zeit nicht vergebens. Du kannst du die ersten beiden Semester des Mathematik-Studiums als eine Art Orientierung sehen und dir absolvierte Klausuren für andere Studiengänge anrechnen lassen.
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