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Mathestudium und dann?

Mathestudium und dann
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Du überlegst Mathematik zu studieren? Angenommen, du ziehst das durch. Dann hast du irgendwann das Mathestudium und dann? Was machst du eigenlich danach?

Viele denken erst einmal an Lehrer oder Professor. Das waren auch über Jahrhunderte typische Berufsbilder für ausgebildete Mathematiker.

Doch heute gibt es weitaus mehr Möglichkeiten die erlernten Kenntnisse und Fähigkeiten eines Mathematikstudiums einzusetzen.

Welche Türen dir mit einem Abschluss in Mathematik offen stehen, erfährst du in diesem Beitrag.

 

Was Mathematikabsolventen besonders gut können

 

Im Mathematikstudium erlernst du neben dem konkreten mathematischen Wissen eine ganze Reihe weiterer Fähigkeiten – und das ganz automatisch!

Nach dem Studium kannst du

  • Problemstellungen und Sachverhalte präzise formulieren,
  • Strukturen und Analogien erkennen,
  • Zusammenhänge entdecken und hinterfragen,
  • aus Spezialfällen eine Gesetzmäßigkeit ableiten,
  • Lösungsstrategien und -verfahren entwickeln,
  • die „Denkökonomie“ von Abstraktionen nutzen,
  • dich selbstständig in neue Aufgabengebiete einarbeiten.

Zudem hast du während des Studiums auch noch gelernt mit Frustration umzugehen. Alles zusammen macht dich für viele Branchen zu einem wertvollen Arbeitnehmer.

Christoph James Luchsinger – Mathematiker, Professor und Unternehmer – sagte in einem Interview mit Die Welt:1)Die Welt: Insider-interview – So gelingt der Berufseinstieg für Mathematiker, 09.08.2011, https://www.welt.de/wirtschaft/karriere/article13534453/So-gelingt-der-Berufseinstieg-fuer-Mathematiker.html, download 24.11.2015.

In einem gewissen Maß stellt man Mathematiker ein, weil sie „denken können“, nicht weil sie etwas wissen.

 

Welche Branchen besonders gern Mathematiker einstellen

 

Neben dem Bildungssektor gehört die Versicherungsbranche seit vielen Jahrzehnten zu den klassischen Arbeitgebern für Mathematiker.

In den 60er Jahren entwickelten sich durch die aufkommende Computerindustrie neue Betätigungsfelder. In den 80er Jahren wurde der Finanzbereich vermehrt aufmerksam auf die Fähigkeiten und Kenntnisse der Mathematiker. Die 90er waren kennzeichnend für die Branchen Biotechnologie, Pharmazie und Medizin.2)Bundesagentur für Arbeit: Arbeitsmarkt-Information für qualifizierte Fach- und Führungskräfte – Mathematikerinnen und Mathematiker, Bonn 2003.

Bis heute sind noch weitere Branchen mit interessanten Tätigkeitsfeldern für Mathematiker dazugekommen:3)Berufs- und Karriereplaner Mathematik – Schlüsselqualifikation für Technik, Wirtschaft und IT, Viehweg + Teubner 2008.

Bildungssektor

Mathematiklehrer werden nach einer Modellrechnung des Kultusministerium über einen Zeitraum von 2012 bis 2025 in allen Schularten besonders benötigt.4)Sekretariat der Ständigen Konferenz der Kultusminister der Länder: Lehrereinstellungsbedarf und -angebot in der Bundesrepublik Deutschland – Modellrechnung 2012 – 2025, Berlin 2013.

Neben dem Schulbetrieb gibt es auch Beschäftigungsmöglichkeiten für Mathematiker in der Erwachsenenbildung und im Schulungsbereich von Unternehmen.

Versicherungen

Die Versicherungsbranche ist einer der typischen Arbeitgeber für Mathematiker. Sie beschäftigt die meisten Matheamtikabsolventen.

Mit dem Wissen aus der Finanz- und Versicherungsmathematik errechnet der Mathematiker Risiken und Rücklagen, kalkuliert Tarife oder entwickelt neue Produkte und Kapitalanlagestrategien.

Informationstechnik

Die Entwicklungen in der Informationstechnologie sind nach wie vor rasant. Insbesondere durch die fortschreitende Digitalisierung entstehen immer mehr Berufsfelder, die auch für Mathematiker interessant sind.

Big Data ist in diesem Zusammenhang ein Bereich, in dem der Bedarf an mathematischen Modellen und Analyseinstrumenten so schnell nicht abreißen dürfte.

Banken & Finanzdienstleister

Ähnlich wie die Versicherungsbranche gehören die Banken und Finanzdienstleister ebenfalls zu den typischen Arbeitgebern für Mathematiker.

Einsatzbereiche für Mathematiker finden sich im Risikomanagement, -controlling, in der Entwicklung von Finanzprodukten oder im Investmentbanking.

Voraussetzung sind Spezialkenntnisse der Finanzmathematik, die sich der Stochastik, Statistik und der Theorie der Differenzialgleichungen bedient.

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Bio- und Gentechnologie

Die Bio- und Gentechnologie gehört in der pharmazeutischen Industrie zu den Bereichen mit Wachstumspotential.

Vor allem in der Forschung- und Entwicklung werden die Modelle und Methoden der Mathematiker gebraucht.

Gefragt sind beispielsweise Kenntnisse aus der Stochastik, Statistik, Kombinatorik und Diskreten Mathematik.

Chemische Industrie

Die chemische Industrie gilt als eine der forschungsintensivsten Branchen. Die Tätigkeitsbereiche für Mathematiker sind typischerweise in der mathematischen Verfahrenstechnik angesiedelt.

Hier stehen die Simulation und Optimierung von verfahrenstechnischen Prozessen oder Produkteigenschaften im Vordergrund.

Medizin

Die Medizintechnik ist ebenfalls sehr forschungsintensiv. Mathematiker konkurrieren hier jedoch mit Physikern und Nachrichtentechnikern.

Mit einer soliden mathematischen Ausbildung in numerischen Verfahren, Optimierungsverfahren, Signalverarbeitung und vertieften Informatikkenntnissen kann der Mathemtiker punkten.

Unternehmensberatungen

Die Unternehmensberatung ist ein recht weites Feld. Sie erstreckt sich über die Hauptbereiche der klassischen Managementberatung, Wirtschaftsprüfung und technischen Beratung.

Mathematiker werden von Unternehmensberatungen weniger wegen ihrer speziellen mathematischen Kenntnisse gern eingestellt, sondern wegen ihrer Art zu denken und Probleme zu lösen.

Die im Studium erlangten Metafähigkeiten sind hier somit besonders gefragt. Meist ist die Unternehmensberatung ein Sprungbrett für einen Karriereweg in der Industrie.

Transport & Logistik

Der internationale Konkurrenzkampf wird in der Transport- und Logistikbranche immer schärfer. Gleichzeitig werden die Transport- und Zustellungsabläufe komplexer.

Dadurch bietet sich die Anwendung von mathematischer Optimierung an, um logistische Prozesse zu verbessern.

Allerdings hat sich der Einsatz von Mathematikern in der Branche noch nicht durchgesetzt, weshalb wenig Mathematiker explizit gesucht werden.

Energiewirtschaft

Seit Beginn der Liberalisierung der Energiemärkte bildet sich ein Wettbewerbssystem, das den Bedarf an Akademikern erhöht.

Mathematiker sind dabei in den Breichen der Kraftwerksoptimierung, Netzplanung, Produktentwicklung und Preisfindung gefragt.

Neben Spezialkenntnissen der mathematischen Optimierung werden auch finanzmathematische Kenntnisse der Optionspreis- und Portfoliotheorie benötigt.

Telekommunikation

Bereits vor der Liberalisierung der Energiemärkte wurde die Telekommunikation privatisiert. Seit dem ist der Bedarf an Mathematikern gestiegen.

Sie werden vorzugsweise in den Bereichen der Netzplanung und -optimierung sowie der Datensicherheit und der Qualität von Datenübertragung im Internet eingesetzt.

Automobilindustrie

Die Automobilindustrie steht unter hohem Kostendruck. Viele Bereiche, in denen Mathematiker zum Einsatz kommen, wurden ausgelagert.

Trotzdem gibt es Beschäftigungsmöglichkeiten für Mathematiker in der Forschung und Entwicklung, EDV, im Finanzbereich oder Controlling.

Allerdings werden sie hier nicht direkt in der Stellenbeschreibung angesprochen sondern konkurrieren typischerweise mit Betriebswissenschaftlern. Zusatzkenntisse in BWL erhöhen daher die Beschäftigungschancen.

Forschung

In der Forschung gibt es für überdurchschnittlich talentierte Mathematiker zum einen die Möglichkeit an einem der mathematischen Institute wie dem Konrad-Zuse-Zentrum für Informationstechnik Berlin (ZIB), dem Institut für Techno- und Wirtschaftsmathematik (ITWM) in Kaiserslautern oder den beiden Max-Planck-Institute für Mathematik in Bonn und Leipzig zu forschen.

Zu dem beschäftigt jeder Mathematik-Lehrstuhl wissenschaftliche Mitarbeiter, die häufig im Rahmen ihrer Promotion forschen können. Zum anderen werden anwendungsorientierte Mathematiker auch gerne an den Lehrstühlen der Wirtschaftswissenschaften, Informatik oder in den Natur- und Ingenieurwissenschaften beschäftigt.

Die Forschungstätigkeit ist jedoch in der Regel zeitlich befristet. Nach der Promotion ist es deutlich schwieriger eine dauerhafte Forschungs- und Lehrtätigkeit auszuüben.

Höherer öffentliche Dienst

Im öffentlichen Dienst sind für den Mathematiker vor allem die Statistikämter auf Landes- und Bundesebene interessant. Zu den Hauptaufgaben zählen die Datenbeschaffung, Informationsaufbereitung und -publikation.

Dabei kommen auch mathematische Methoden der Statistik zum Einsatz. Voraussetzung für eine höhere Laufbahn im öffentlichen Dienst ist ein Universitätsabschluss.

Die Aussichten sind jedoch wegen des allgemeinen Beamtenstellenabbaus eher gering.

Tipp!

Konzentriere dich in den ersten drei bis vier Semestern erst einmal auf dein Mathestudium und dann sehe dich regelmäßig auf Jobbörsen wie www.math-jobs.de nach Angeboten für Mathematiker um.

So erhälst du einen guten Überlick über konkrete Aufgabenfelder und Anforderungen.

Auf das wachsende Interesse einiger Branchen reagierten die Hochschulen mit speziellen Studiengängen wie

  • Wirtschaftsmathematik,
  • Technomathematik,
  • Biomathematik,
  • Computermathematik,
  • Statistik.

Diese Studiengänge sind zwischen dem klassischen Mathematikstudium und der entsprechenden Fachausrichtung angesiedelt. So werden Mathematiker als Gesprächspartner für Kaufleute, Ingenieure, Biologen oder Informatiker ausgebildet.

 

Berufsaussichten für Mathematikabsolventen in Zahlen und Fakten

 

Basierend auf einer Studie der Arbeitsagentur waren 2010 rund 75.000 Menschen mit einem Hochschulabschluss der Hauptfachrichtung Mathematik erwerbsfähig. Arbeitslos gemeldet waren dagegen lediglich 620 Mathematikerinnen und Mathematiker. Mit ca. 0,8% ist die Arbeitslosenquote äußerst gering.

Die Arbeitsargentur spricht bereits bei einer Arbeitslosenquote von 3% von Vollbeschäftigung.

Arbeitslosigkeit im Berufsfeld Mathematik auf sehr geringen Niveau
Quelle: Bundesagentur für Arbeit: Der Arbeitsmarkt für Akademikerinnen und Akademiker in Deutschland – Naturwissenschaften/Informatik, Nürnberg 2012.

Voraussetzung für einen nahtlosen Übergang vom Mathematikstudium in den Beruf ist jedoch, dass der spätere Berufswunsch nicht zwingend an eine vorwiegend mathematische Tätigkeit gebunden ist.

Rund 84% der im Jahre 2010 erwerbstätigen Mathematiker gingen vorwiegend nichtmathematischen Tatigkeiten nach. Somit konnte lediglich jeder sechste sein mathematisches Wissen direkt im Beruf anwenden und ausbauen.5)Bundesagentur für Arbeit: Der Arbeitsmarkt für Akademikerinnen und Akademiker in Deutschland – Naturwissenschaften/Informatik, Nürnberg 2012.

 

Fazit

 

Sorgen brauchst du dir über deine berufliche Zukunft nicht machen. Auf die Frage „Mathestudium und dann?“ gibt es eine Menge Antworten, da Mathematiker in vielen Branchen beliebt sind. Die Beschäftigungsmöglichkeiten für Mathematiker sind deshalb vielfältig.

Folglich ist die Arbeitslosigkeit gering.

Eine wichtige Voraussetzung für einen erfolgreichen Berufseinstieg ist allerdings, dass du nach dem Studium bereit bist auch nicht-mathematische Tätigkeiten auszuüben. Im besten Fall hast du dich auch schon während des Studiums mit den dazugehörigen nicht-mathematischen Themen beschäftigt.
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