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Mathematik Studium Erfahrungen: Mathematiker können Alles

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„Mathematiker können Alles!“ Diese Erfahrung hat zumindest Bettina, Senior Project Managerin bei Mentorium, in Studium und Beruf gemacht.

Bettina hat selbst Mathematik studiert und promoviert. Warum ihr im Studium schon mal Hören und Sehen verging, was Pferde mit dem Mathematikstudium zu tun haben und was das Verständnis von mathematischen Zusammenhängen auslösen kann, erfährst du in diesem Interview über ihre Mathematik Studium Erfahrungen.

Falls du schon Mathematik studierst, kannst du vielleicht einige von Bettinas Erfahrungen nachempfinden. Falls du noch überlegst, ob das Studium das Richtige für dich ist, dann erhältst du mit diesem Interview wertvolle Einblicke in das Mathematikstudium und den anschließenden Berufsmöglichkeiten für Mathematiker.

Mit Knobelaufgaben zur Mathematik

Liane: Hallo Bettina und herzlich willkommen bei Mathematik Studium Tipps. Ich möchte mich heute mit dir über deine Erfahrungen im Studium und Beruf unterhalten. Stelle dich doch meinen Lesern kurz vor.

Bettina: Hi Liane, ich bin 32 und lebe mit meinem Mann und meiner Tochter in Berlin. Studiert habe ich an der TU Darmstadt, und zwar Mathematik mit Nebenfach Psychologie. Danach habe ich in der angewandten Mathematik promoviert. Bevor ich zu Mentorium gegangen bin, habe ich einige Zeit bei einer Software-Firma gearbeitet.

Liane: Mathematik polarisiert – die einen lieben die Mathematik, die anderen hassen sie. Du gehörst sicher zur ersten Gruppe. Warum genau hast du Mathematik studiert? Was liebst du besonders an ihr?

Bettina: Ich hatte in der Oberstufe einen tollen Mathelehrer, der uns hin und wieder Aufgaben zum richtigen Knobeln gegeben hat. Mich haben diese Aufgaben nicht losgelassen bis ich sie gelöst hatte. Dabei konnte ich alles um mich herum vergessen. Daher habe ich mir damals in den Kopf gesetzt Mathe zu studieren.

Gut in Schulmathematik zu sein reicht nicht

Liane: Mathematik gehört zu den Studiengängen mit sehr hoher Abbruchquote. Wie hast du das während deines Studiums erlebt? Warum glaubst du brechen so viele Studenten das Mathematikstudium ab?

Bettina: Ja, bei mir haben auch einige zwischendurch ihr Studium abgebrochen. Ich glaube, das liegt daran, dass es nicht reicht früher einmal gut in Mathe in der Schule gewesen zu sein, sondern man muss bereit sein sehr viel Leidenschaft, Zeit und Durchhaltevermögen mitzubringen.

Liane: Schulmathematik hat nicht viel mit Hochschulmathematik wie sie im Mathematikstudium gelehrt wird gemeinsam. War dir das vor Studienbeginn klar? Falls ja, wie hast du dich auf das Studium vorbereitet? Falls nein, wie hast du die Umstellung von Schulmathematik auf Hochschulmathematik erlebt?

Bettina: Das stimmt. In der Vorlesung wurde immer ein paar Minuten die Mathematik aus der Schule wiederholt und dann ging es richtig los. Da vergeht einem schon mal Hören und Sehen. Eine kleine Ahnung hatte, wie eben schon erwähnt, mir bereits mein Mathelehrer vermittelt. Daher bin ich nicht aus allen Wolken gefallen.

Schwer zu akzeptieren: Manches versteht man vielleicht nie

Liane: Was war deine größte Hürde während des Studiums und wie hast du sie überwunden?

Bettina: Meine größte Hürde war tatsächlich mein eigener Anspruch. Man kann nicht Mathe studieren mit dem Anspruch alles zu verstehen. Manchmal werden einem Zusammenhänge erst 2 Semester später klar und manche Sachen versteht man vielleicht nie. Sehr geholfen haben die Sprechstunden, in denen man mit Tutoren und Kommilitonen die Aufgaben diskutiert. Ganz wichtig war aber auch zwischendurch den Kopf freizukriegen, um überhaupt wieder aufnahmefähig zu sein. Ich bin damals dann immer ausreiten gegangen.

Liane: Was hat dir in deinem Mathematikstudium am meisten Freude bereitet und warum?

Bettina: Das hört sich vielleicht komisch an, aber eine gelöste Matheaufgabe oder das plötzliche Verständnis eines mathematischen Zusammenhangs hat etwas ganz wunderbares!

Mit Hartnäckigkeit und Ausdauer durchs Studium

Liane: Viele meiner Leser interessieren sich für ein Mathematikstudium und stellen sich dabei häufig die Frage, ob sie das Studium schaffen können. Was rätst du Studieninteressierten? Welche Voraussetzungen sollten sie für ein erfolgreiches Studium deiner Meinung nach mitbringen?

Bettina
: Sie müssen nicht immer tolle Noten in der Schule in Mathe gehabt haben, wichtig ist die Bereitschaft sich selbst mit Aufgaben auseinanderzusetzen und nicht lockerzulassen bis man es geschafft hat.

Praktika für mehr Durchblick bei der Berufswahl

Liane: Über die Berufsmöglichkeiten für Mathematiker herrscht noch ein ziemlich einseitiges Bild. Die meisten denken, man könne mit einem Abschluss in Mathematik nach dem Studium nicht viel anfangen. Wie war das bei dir? Wann hast du dich das erste Mal mit den Berufsmöglichkeiten für Mathematiker auseinandergesetzt? Welche Möglichkeiten kamen für dich in Frage und warum?

Bettina: Ich habe vor der Diplomarbeit einige Praktika gemacht. Eins habe ich in der angewandten Forschung an einem Max-Planck-Institut gemacht, eins bei einem Automobilunternehmen und eins bei einer Bank, also sehr verschiedene Dinge. Das hat mir sehr geholfen mich zu orientieren. Versicherungs- und Finanzmathematik sind z.B. super spannend und bieten bestimmt auch tolle Karrieremöglichkeiten, aber mir persönlich gefallen mehr die Richtungen Technik, Forschung und Bildung.

Über Software-Support zur Senior Project Managerin

Liane: Nach der Promotion warst du bei einer Software-Firma beschäftigt. Damit hast du vermutlich die technische Richtung abgedeckt?  Welche Aufgaben hattest du dort und inwiefern hast du dabei von deiner mathematischen Ausbildung profitiert?

Bettina: Genau, ich habe dort technischen Support und Vertrieb einer Software gemacht, die mithilfe von Mathematik das Verhalten physikalischer Systeme simuliert. So etwas verwenden Unternehmen z. B. zur Optimierung von Fahrzeugen, Maschinen oder Gebäuden.

Liane: Heute arbeitest du als „Senior Project Manager“ bei Mentorium. Warum hast du dich für den Beruf als Projektmanager entschieden? Welche Tätigkeiten gehören zu deinem Aufgabenbereich?

Bettina: Ich habe mich dafür entschieden, weil mich die Ziele und Werte von Mentorium inspiriert haben, nämlich Studenten die Angst vor Mathematik und Statistik zu nehmen, indem wir qualitativ sehr hochwertige und individuell angepasste Mathematik-Nachhilfe und Coaching anbieten. Zu meinen Aufgaben gehört, neben Qualitätssicherung und Recruiting von Dozenten, auch die Kommunikation mit Kunden und die stetige Weiterentwicklung unserer Services.

Aus dem Berufsalltag einer promovierten Mathematikerin

Liane: Beschreibe doch bitte meinen Lesern einen typischen Tag in deinem Berufsalltag.

Bettina: Ein typischer Tag könnte so aussehen, dass ich zunächst eingegangene Anliegen von Kunden beantworte und wichtige Telefonate führe. Danach führe ich ein Online-Bewerbungsgespräch mit einem potentiellen Dozenten oder entwerfe Texte für z.B. neue Webseiten oder Artikel. Auch Kommunikation mit Partnern und natürlich meinen Kollegen gehört zum Arbeitsalltag, damit wir neue Ideen zur Weiterentwicklung unserer Abläufe und Services so schnell wie möglich umsetzen können.

Liane: Was macht dir an deiner Arbeit am meisten Spaß?

Bettina: Am meisten Spaß macht es mir zu sehen, wie meine bisherige Erfahrung und mein mathematisches Know-how zum Unternehmenserfolg beitragen.

Mathematikstudium auch im Nachhinein erste Wahl

Liane: Welchen Wert haben das Studium und die Promotion rückblickend für dich? Würdest du dich mit deinem heutigen Wissen noch einmal für ein Mathematikstudium und eine Promotion entscheiden?

Bettina: Ja, ich würde sofort wieder Mathe studieren. Heute würde ich mir schon früh im Studium eine Werksstudententätigkeit suchen, in der ich das Gelernte anwenden kann, aber auch um schon früher Einblick in die freie Wirtschaft zu bekommen. Als Mathematiker kann man erst mal wenig, was sich konkret anwenden lässt, besitzt aber die Gabe, sich ruck-zuck in jede Materie einzuarbeiten. Daher sage ich immer

„Mathematiker können ALLES!“.

Meine Promotion war schon eine ziemliche Herausforderung, da sie einem enorm viel Eigenständigkeit und Durchhaltevermögen abverlangt, aber missen möchte ich diese Erfahrung nicht.

Liane: Liebe Bettina, es war mir eine Freude. Herzlichen Dank dafür, dass du deine Erfahrungen aus deinem Mathestudium, der Promotion und deinen Jobs mit uns geteilt hast!

Fazit

Was solltest du für dich aus Bettinas Mathematik Studium Erfahrungen mitnehmen?

Auch bei Bettina gab es Aufs und Abs im Studium. Die nachfolgenden Tipps, abgeleitet aus dem Interview, kannst du für dich mit auf den Weg durch dein Mathematikstudium nehmen:

  • Teste mit Knobelaufgaben, ob du genug Leidenschaft aufbringen kannst, den Dingen auf dem Grund zu gehen.
  • Akzeptiere, dass du nicht unbedingt alles sofort und manches nie verstehen wirst.
  • Gewinne regelmäßig Abstand durch Hobbies bevor du dich zu sehr in mathematische Probleme verbeißt.
  • Genieße die Freude, die dir das Verständnis von mathematischen Zusammenhängen bereiten kann.
  • Das Mathematikstudium ist wie ein Marathon. Du brauchst vor allem Durchhaltevermögen.
  • Bereite dich über Praktika oder Werkstudententätigkeiten auch schon in der frühen Studienphase auf dein späteres Berufsleben vor.

Auch wenn das Mathematikstudium nicht gerade das einfachste Studium ist und weit weg von der Praxis zu sein scheint, erwirbst du wertvolle Metafähigkeiten, die dich dazu befähigen dir Alles in kurzer Zeit anzueignen, was du später so im Beruf brauchen wirst.

Deine Belohnung nach dem Studium ist daher: Mathematiker können einfach Alles! 🙂

 


Bettina

Über die Gesprächspartnerin

Bettina (32) hat in Darmstadt an der TU die Fächer Mathematik und Psychologie studiert und in der angewandten Mathematik promoviert. Nach der Promotion hat sie im Support eines Softwareunternehmens gearbeitet.

Heute lebt sie mit ihrer Familie in Berlin und arbeitet bei Mentorium. Dort bringt sie tagtäglich ihr mathematisches Know-How ins Unternehmen ein, um Studenten die Angst vor der Mathematik zu nehmen.

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8 Kommentare Neues Kommentar hinzufügen

  1. Luise Mikamann sagt:

    Ich habe, es mir oft überlegt, ob Ich wieder auf die Uni gehen soll. Alle meine Hindernisse hatte etwas mit Mathematik zu tun und Ich habe das Subjekt immer vermeidet. Vielen Dank für Ihr Verständnis darüber Sie haben mich geholfen!

  2. super Beitrag! Die Berufs- und Karriereaussichten für Mathematiker sind sehr gut. Die Mathematik zählt zu den sogenannten MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik), deren Absolventen als äußerst begehrt in der Wirtschaft gelten. Prognosen zufolge steigt der Bedarf an Mathematikern auch in den nächsten Jahren weiter. Im Allgemeinen gehören Mathematiker zu den Akademikern mit sehr positiven Gehaltsaussichten. Das Durchschnittsgehalt von Berufseinsteigern liegt bei etwa 3.350 € brutto im Monat, mit Doktortitel sogar bei bis zu 5.850 € monatlich. Durchschnittlich verdient ein erfahrener Mathematiker 4.800 € im Monat. Ist schon gut, oder?)

  3. Eleven Eleven sagt:

    Ich spiele auch mit dem Gedanken, Mathematik zu studieren. Ich habe aber ein wenig Angst, dass ich es nicht schaffe, obwohl ich keine schlechte Logikerin bin. Mein Umfeld würde sowieso nur lachen und bezweifeln, dass ich es schaffen könnte, da meine Schulnoten in Mathe nicht immer sehr gut waren. Allerdings kenne ich diese Freude auch, wenn ich eine schwierige Aufgabe gelöst habe. Auch bin ich sehr ausdauernd und habe einen starken Willen. Mir würde es auch nichts ausmachen, etwas vielleicht nie zu verstehen. Ich habe irgendwie einfach zu viele Zweifel. Ich habe irgendwie keine Vorstellung davon, wie schwer es wirklich sein wird. Ich habe einfach Angst davor, dass ich z.B. etwas beweisen muss und ich es einfach nicht zustande bringe und dann, nach mehreren Fehlschlägen, irgendwann exmatrikuliert werde. Vielleicht aber habe ich auch einfach zu große Selbstzweifel, da mir immer eingeredet wurde, dass dies und dies zu schwer für mich wäre und ich das und das eh nicht kann. In einem Jahr muss ich entschieden haben. Ich hoffe, ich habe dann die richtige Entscheidung getroffen.

    1. Liane sagt:

      Hallo Eleven Eleven,

      es ist wirklich schade, dass dich dein Umfeld nicht unterstützt. Ab und an ein paar motivierende Worte von außen können nämlich auch sehr hilfreich sein während des Mathematikstudiums.

      Logik, Ausdauer, ein starker Wille und Freude am Verstehen sind dagegen schon mal gute Startbedingungen. Wenn du noch ein Jahr Zeit hast, dann besuche doch einfach mal eine Anfängervorlesung (Analysis oder Lineare Algebra) als Gasthörer und schaue wie es sich für dich anfühlt. Dabei wird es nicht in erster Linie darum gehen, dass du alles verstehst, sondern vielmehr darum, dass du es unbedingt verstehen möchtest. Das heißt, hier spielt wieder Motivation eine große Rolle. Gespräche mit anderen Studierenden können dich auch bei deiner Entscheidungsfindung unterstützen.

      Im übrigen muss es ja nicht zu einer Exmatrikulation kommen, falls das Mathematikstudium doch nichts für dich ist. Du kannst nach ein oder zwei Semester auch noch immer das Studienfach wechseln.

      Nutze die Zeit! Und denke daran, Entscheidungen kannst du immer auch korrigieren. Nichts ist in Stein gemeißelt!

      Viele Grüße
      Liane

  4. Paul sagt:

    Ich habe Mathe mit 1.0 an der Uni studiert und kann sagen, dass das was man dort lernt für die Wirtschaft zu 99 % unbrauchbar ist. Es fallen 80 % bis zum Bachelor durch und der Großteil vom Rest quählt sich immer noch durchs Studium. Danach erwarten einen bestenfalls Ingenieurjobs oder stinklangweilige Versicherungsjobs. Man kann Kindern nicht guten Gewissens dazu raten, einen der schwierigstens Studiengänge zu absolvieren bei dem man den Rest seines Lebens so dermaßen schlechte Berufsaussichten hat und wo das Wissen aus dem Studiengang überhaupt nicht in der Welt gebraucht wird. Und ja… einer von 1000 Mathematikern hat sicher nen coolen gut bezahlten Job – die Mehrheit hat Drecksjobs.

    1. Liane sagt:

      Hallo Paul,

      es tut mir leid, dass du so schlechte Erfahrungen gemacht hast. Für jemanden, der erwartet, dass Studieninhalte 1:1 auf die Praxis zu übertragen sind, ist wahrscheinlich eine Berufsausbildung der bessere Weg.

      Im Studium, egal welcher Studiengang, geht es auch darum, zu lernen wie man lernt, Metafähigkeiten wie bspw. komplexe Probleme zu lösen, zu erlernen. Im Grunde ist das Studium der Auftakt für ein lebenslanges Lernen, bei dem du selbst bestimmst, welches Wissen und welche Fähigkeiten du dir aneignen möchtest.

      Daher sehe ich das etwas entspannter. Dann zählt im Berufsleben nicht nur die Abschlussnote, sondern die gesamte Persönlichkeit eines Menschen.

      Ich wünsche Dir, dass du diese Frustphase überwindest und mit neuer Energie deine Ziele weiterverfolgen kannst.

      Herzliche Grüße
      Liane

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